Linda-J. Knop
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Einführung
Ausstellung
Team
4cm²
Intervention von Linda-J. Knop im
Präparatesaal des Berliner Medizinhistorischen Museums der Charité.
28.09.2013 - 12.01.2014
Das histologische Präparat
Mikroskopische Präparate sind wichtige Objekte der Medizin und Naturwissenschaft. Das
Erkennen von Strukturen und Beziehungen unter dem Mikroskop bringt jedoch keine
unmittelbare Erkenntnis. Die Beobachtungsgegenstände müssen zunächst in mehreren
Schritten hergestellt werden: Schneiden, Fixieren, Färben und Trocknen. Zwischen
Objektträgern und Deckblättchen, auf annähernd 4cm², werden gefärbte Organschnitte des
menschlichen und tierischen Körpers identifiziert und diagnostiziert.
Der geschulte Blick des mit einem Mikroskop bewaffneten Auges erkennt feinste anatomische
und pathologische Strukturen. Schwierig ist die museale Präsentation von mikroskopischen
Präparaten: Sie richtig zu deuten, erfordert Vorwissen; werden sie, wie im Labor, unter einem
Mikroskop zugänglich gemacht, verschwinden sie häufig unter der Apparatur. Auch durch ein
direktes Zeigen kann interessierten Laien nicht vermittelt werden, was zu sehen ist, denn sie
wissen nicht, was sie sehen sollten und könnten.
Annäherung und Aneignung
Die Betrachtung der so gefertigten Artefakte mit dem bloßen Auge bleibt jedoch verführerisch
und befremdlich. Denn zwischen den gläsernen Plättchen eröffnet sich ein eigener Kosmos:
bunte Farben und absonderliche Formationen werden zu abstrakten Bildern.
Die Kasseler Künstlerin Linda-J. Knop betrachtet histologische Objekte ohne Mikroskop und
überträgt die kleinen Bilder in großformatige Malerei. Das einstige Abbild eines Gewebes wird
zum Bild, welches von seinem Ursprung abrückt und eine ästhetische und intellektuelle
Eigenständigkeit entwickelt.
Die künstlerische Auseinandersetzung mit den histologischen Präparaten führt Knop hin zu
den Werkzeugen und Hilfsmitteln der wissenschaftlichen Praxis. Objektträger und
Präparatekasten sind Kontext und Ordnungsrahmen, in den Präparate eingebettet sind. Hier
hinein setzt sie Begriffe der Philosophie und Kunst – und schlägt eine Brücke zwischen
Sehen und Erkennen.
„Jeden Tag ein Präparat“
Rudolf Virchow, Gründer des Pathologischen Museums der Charité (aus dem später das
Berliner Medizinhistorische Museum hervorgehen sollte), unterrichtete mit diesem Leitsatz
junge Medizinstudenten und bildete mit seinen Forschungen die Grundlage der heutigen
Pathologie. Stehen inzwischen im Präparatesaal des Museums vornehmlich makroskopische
Feucht- und Trockenpräparate, war Virchow eigentlich Mikropathologe. Die
mikropathologischen Originalpräparate des Mediziners wurden jedoch im Zweiten Weltkrieg
zerstört.
Die Arbeiten von Linda-J. Knop überführen den Ursprungsgedanken Virchows erneut ins
heutige Museum. Interventiv werden ihre Malereien und Objekte zwischen dem
Museumsbestand installiert und eröffnen einen neuen Blickwinkel: Die Rückführung auf das
mikroskopische Präparat durch die Malerei ermöglicht einen interdisziplinären Dialog
zwischen Wissenschaft und Kunst – zwei Disziplinen, die letztlich doch nicht so weit
voneinander entfernt sind, wie man vorerst annehmen könnte.
Weiterführende Informationen können Sie hier downloaden.
Informationen für Vertreterinnen und Vertreter der Presse finden Sie hier.
Die Interventionsausstellung
"4cm²" wurde ermöglicht
durch die
Weitere Unterstützung durch
Freunde und Förderer der
Berliner Charité e.V.